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Verwunschene Städte in Rajputana und Madya Pradesh

Jaipur, Udaipur und Jodhpur. Alle drei sehr sehenswert, alle drei wunderbare Reiseziele. Aber heute liegen sie auf der Rennstrecke des indischen Tourismus, die dortigen Hotels sind in ihren diversen Kategorien für jeden Geldbeutel geeignet, auch ein Best Exotic Marigold Hotel lässt sich da sicher finden. Die wahren Kleinodien des Landes aber liegen abseits der Hauptwege, selten besucht, da sie nicht über den großen Luxus der exzellenten Hotelketten von Taj und Oberoi verfügen.

Das Fort von Orchha an der Betwa

Das Fort von Orchha an der Betwa

Vor vielen Jahren habe ich durch Zufall das wunderbare Orchha entdeckt und früher oft in Mittelindienreisen eingebaut, nun nach langer Zeit haben wir es wieder aufgesucht und die urige Stadt mit ihren riesigen Mausoleen traf auf ungeteilte Begeisterung.

Im Anblick der großen islamischen Prachtbauten und Mausoleen wollten die selbstständigen Herrscher von Bundela es den Moguln nachtun. Zwar braucht man im Hinduismus keine Gräber, da die Verstorbenen sich verbrennen lassen und die Asche in die Flüsse geschüttet wird, aber ein über alle Massen großes Kenotaph kommt doch auch wunderbar ohne bestatteten Körper aus. Insgesamt 15 riesige Grabkenotaphe ließen sich die Herrscher in ihrer Hauptstadt Orchha errichten, dazu einen gewaltigen Ramatempel und ein doppeltes Fort, welches seine Abstammung von Gwalior nicht leugnen kann. Auch in Daltia steht so eine unglaubliche Anlage, aber da Orchha an der Betwa liegt, welche das ganze Jahr über Wasser führt, sind die Anlagen hier besonders malerisch und zum Sonnenuntergang einfach nur noch unbeschreiblich eindrucksvoll.

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Innenhof des Forts zu Orchha

Zwar kann die Malschule nicht mit den Rajputenstaaten mithalten, aber die Inkarnationen des Lord Vishnun stammen auch hier von großen Künstlern, ihre Zeugnisse sind überall im Schloss zu finden, ebenso wie die zierlichen Haremsfenster und Gitter aus Stein. Schmutzige Treppen führen auf verwunschenen Wegen zu den oberen Terrassen, welche unter ihren Kuppeln traumhafte Ausblicke auf die Stadt freigeben, ihre Zinn sind von Hanumanlanguren bevölkert, welche sich über unseren Besuch mehr als Überrascht zeigen. Welch Wunder, sind wir doch eigentlich von der falschen Seite in ihre Sphäre eingedrungen, der von Elefanten bewachte Hauptzugang liegt dem Flusse zu und ist für jeden Bollywood Streifen geeignetste Kulisse.

Das Haus gehört den Languren

Das Haus gehört den Languren

Orchha dient oft als Ausgangspunkt für die Reise zu den Tempeln von Kajuraho, welche nur 5 Stunden entfernt liegen. Wir haben diese aber bereits hinter uns und machen uns auf erstaunlich guten und neuen Autobahnen auf, die nächste Traumkulisse zu erobern. Bundi, ehemalige Hauptstadt eines Kleinstaates in Rajputana, hatte es mir vom ersten Besuch an angetan. Schöner liegt keine der Festungsstätten Rajasthans, ihr Fort ist das klassisch indische Märchenschloss schlechthin und die ganze Stadt so völlig frei von Touristen, dass man zwar ab und an höflich angesprochen wird, aber nirgends finden sich Bettler oder bettelnde Kinder. In Bundi ist die Welt noch in Ordnung, ein sauberes, von zweiälteren Brüdern geführtes altes Kaufmannshaus dient als pikobello saubere Herberge, abends klopft eine Kuh an die Tür und verlangt ihren täglichen Brotobolus, allein das zu sehen ist den Umweg nach Bundi wert.

Brot fuer die Kuh

Brot für die Kuh

Kaum tritt man aus dem Zimmer, erblickt man die mächtigste aller Burgen nach vielleicht Jodhpur. Sie zieht sich den steilen Hang hinauf, ist durch gewaltige Bögen abgestützt und wirkt wie ein schwebendes oder hängendes Schloss, Semiramis hätte sich hier sicher sehr wohlgefühlt. Der Anstieg ist halb so wild, das Elefantentor noch eindrucksvoller als in Orchha und die Innenhöfe eine Pracht, welche mit jedem Mogulfort mithalten kann. Der Thron aus Marmor ist mit frischen Rosen belegt, Doppelflügeltüren tuen sich auf und geben die Wandmalereien der Bundischule frei, man kann sich nicht sattsehen an den Details dieser Miniaturmalereien.

Blick auf das Fort von Bundi

Blick auf das Fort von Bundi

Die größte Überraschung aber ist die persische Decke im oberen Kuppelsaal, Krishnalegenden schmücken sie aus, Fabelwesen bekämpfen sich und ihr Zustand ist grandios, ein Trust hat sich den dringend notwendigen Restaurierungen angenommen und völlig ungestört staunt man über die Pracht der Farben und Darstellungen.

Der Ort selber scheint fast nur aus einem endlosen Bazar zu bestehen, außerhalb der gewaltigen und wunderschönen Tore liegen drei unglaubliche Stufenbrunnen, bunte Gemüsemärkte mit appetitlichem Angebot, aufgestapelten neuen Kartoffeln und Bergen von Obst locken Käufer und Kühe an, Kinder führen Akrobatik vor und Ziegen machen es ihnen nach.

Zirkus ohne Eintrittsgelder

Zirkus ohne Eintrittsgelder

Wo immer man hinschaut, entdeckt man neue Kapitel dieses Wunderlandes. Schön, dass wir zwei Tage geblieben sind, man hat diese Zeit gebraucht, um auch die Tempel von Menal aufzusuchen, und eben immer wieder durch die Gassen zu streifen. Und habe ich schon erwähnt, dass außer uns nur ein paar individualreisende gesichtet wurden? Keine Gruppen weit und breit, da kommt Freude auf beim Reisediwan!

 

Tempel zu Menal, 12.Jhdt.

Tempel zu Menal, 12.Jhdt.

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