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Weltkulturerbe Holzkirchen in Niederpolen und der Slowakei

Weltkulturerbe Holzkirchen in Niederpolen und der Slowakei

An der Grenze Polens zur Slowakei findet sich ein wenig besuchter Schatz. In den Dörfern mit ihrer schönen Holzarchitektur stehen kleine Gotteshäuser, die oft aus Holz erbaut wurden, in der Zeit der Renaissance mit zauberhaften, oft naiven Bildern ausgestattet wurden und den Besucher in eine andere Welt versetzen. Meist handelt es sich um katholische Kirchen, welche zumindest im Sommer noch als Gotteshaus genutzt werden, einige aber dienten auch den orthodoxen Gläubigen als Gebetshaus, ersichtlich an ihrer Ikonostasis.  Sechs dieser Kirche auf polnischer Seite und einige wenige auf der slowakischen Seite (Holzkirchen des Karpatenbogens) sind von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Wir haben einige von ihnen besucht:

Kirche des Heiligen Georg, Hervartov, Slowakei

In der Nähe der hübschen Kleinstadt Bardejow, ebenfalls Weltkulturerbe, liegt diese kleine, dem heiligen Georg geweihte Kirche malerisch zwischen blau angestrichenen Holzspeichern auf einer Anhöhe über einem Flüsschen. Es dauert etwas, bis die Dame mit dem Schlüssel kommt, ihre Telefonnummer findet sich auf einer kleinen Hinweistafel.

Der Innenraum mit der geometrisch ausgemalten Decke weist einen naiven Altar auf, der Chor ist durch einen einfachen Lettner vom Hauptschiff getrennt. Auf dem Lettner bemalte, schablonenhafte Figuren der Maria und des Johannes, Eine bunte barocke Kanzel weist einen Schmerzensmann auf, die vier Evangelisten umrahmen das Kreuz des blutbespritzen Heilands. Ein rotbärtiger Adam reicht Eva einen roten Apfel, seine Scham mit einem Feigenblatt erheblicher Größe bedeckend. Rechts daneben sprengt der Heilige Georg auf den Feuerschnaubenden und von Schädeln umgebenen Drachen zu, unter diesen Bildern tummeln sich diverse Tugenden in fast schon höfischer Kleidung, ganz offensichtlich aus der Hand eines anderen Meisters. Während wir uns an den Bildern erfreuen, schaut uns das Auge Gottes von der gegenüberliegenden Wand zu und zwinkert und scheint zum Abschied zu zwinkern.

Binarowa, Kirche des Erzengels Michael, Polen

Die Kirche aus dem Jahre 1500 hat einen markanten, jüngeren Glockenturm, der wie das Haupthaus selbst mit Holzschindeln gedeckt ist. Durch einen hübschen Türbogen betritt man das faszinierende Innere und erfasst sofort, warum man dieses Kleinod als die Sixtinische Kapelle Kleinpolens bezeichnet. Von oben bis unten bemalt, eine wahre Volksbibel. Mit ihrer naiven Kanzel, Jakobs Traum darstellenden, dem üppigen barocken Altar und einem ebensolchen in einer Seitenkappelle, wirkt sie fast etwas überladen.

Höllenbilder und Strafgerichte, das Jüngste Gericht und ein wunderbares Abendmahl, eine ganze Wand mit der Leidensgeschichte des Herrn, welch eine wunderbare Art, den für die meisten nicht verständlichen, weil auf lateinisch gehaltenen Gottesdienst, für die Gläubigen erträglicher zu machen. Und sich dabei einzubilden, die hübschen Engelchen spielten zu Ehren Gottvaters, der milde auf den Sohn blickt, der auf dem Regenbogen schaukelt.

St. Leonard, Lipniza Murowana, Polen

Auf dem malerischen Friedhof standen wir schon einmal, nur im Winter ließ sich niemand finden, der uns dieses Kleinod öffnen wollte. Nicht so üppig wie Binarowa, und durch schreckliche Altarkopien entstellt, (die Originale sind im nahen Museum von Tarnow zu bewundern), hat es mir hier besonders die polnische Salami auf dem Abendmahlstisch angetan. Die hübsche Decke bildet einen bunten Himmel über dem Lettnerkreuz, hinter dem Hauptaltar befindet sich die merkwürdige heidnische Holzsäule, welche im Jahre 1141 bei Zerstörung des alten Heiligtums als Stützpfeiler oder Kreuz für die neue Kirche umgewandelt wurde. Damit wäre sie fast 400 Jahre älter als der heutige Kirchenbau.

Die linke Wand des Hauptschiffes ist mit Medaillons versehen, welche aus der Barockzeit stammen dürften, auch hier die Leidensgeschichte Jesus in liebevoll naiver Volkskunst aufgetragen. Ecce Homo, ja, hier steht ein Mensch. Ein Mensch des bäuerlichen Polen.

Unzählige Kirchen, Gutshöfe und ganze Dörfer aus dicksten Holzbalken, man bräuchte Wochen, diese besonderen Orte aufzusuchen. Wenn Sie Freude haben an Volkskultur und ungewöhnlichen, versteckten Schätzen, dann begleiten Sie ich auf einer meiner vielen Reisen durch diese schönen Länder. Warum in die Ferne reisen, wenn das Gute liegt so nah!

„Weltkulturerbe in der Slowakei und Kleinpolen“ 19.09. bis 25.09.2022

Draculas Burgen, zauberhafte Städte und entzückende Holzarchitektur im Schatten der Hohen Tatra

Auch zu anderen Terminen als Privatreise buchbar.

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