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Exkursion Sarus – eine Suche nach den großen Kranichen in Nordindien

In den frühen Achtzigern konnte man auf jeder Reise durch Rajasthan den mächtigen Saruskranichen begegnen. Nicht einmal bin ich von Delhi nach Agra gefahren, ohne mindestens ein oder zwei Paare der eleganten Riesenvögel zu sichten, manchmal direkt neben der alten Straße. Im Vogelparadies von Bharatpur waren sie garantiert. Aber mit der Umstellung des Reisanbaus auf Senf und Kartoffeln verschwanden die stolzen Vögel aus diesem Gebiet, ihre Sichtung wurde seltener und seltener. Nur die großen indischen Antilopen, die Blauböcke oder Nilgais stellten sich um und sind immer noch treue Begleiter auf der heutigen Autobahn auf dieser Strecke.

Wo sie also finden, die Symbole der Treue in ganz Indien? Der Kranich bleibt seiner Gattin angeblich das ganz Leben lang treu, was ja ziemlichen Sinn macht, da seine eventuelle „Neufrau“ auch nicht anders aussehen würde, als die alte. Man sieht sie in der Regel also zu zweit durch die Weite der Felder streifen, manchmal von einem Jungtier begleitet, welches nach wenigen Monaten bereits die Größe seiner Eltern erreicht hat.

In Utra Pradesh hat es der Saruskranich zum Nationalen Vogel gebracht, dort also sollten wir vielleicht ansetzen und unsere Suche beginnen. Es ist Anfang Dezember, der gefürchtete nordindische Frühnebel ist so zäh, dass wir selbst auf der Brücke über den Fluss die Yamuna nicht entdecken können. Gegen halb neun sind zumindest die Bauernhäuser sichtbar, die Bäume setzen sich schattenhaft ab gegen den Morgendunst, dickste Spinnweben verwandeln die Sträucher in silberne Skulpturen. Und da verraten uns ihre durch den Morgen dringenden Schreie ihr Dasein.

Direkt hinter einem Ziegelbau, vor dem sich die in Wolldecken umhüllten Bewohner versammelt haben, findet sich ein Tümpel, in dem ein reges Reigen herrscht. Graureiher, Buntstorche und Silberreiher haben sich zum Frühstück eingefunden. Kormorane und Schwarzkopfibisse sind emsig dabei, sich ebenfalls Nahrung aus dem Tümpel zu angeln. Und mittendrin das erste Kranichpaar an diesem Morgen, keine Notiz von uns nehmend, alle anderen Teichanrainer überragend.

Wir schleichen näher und näher, mein Begleiter aus der Chambal Safari Lodge ist auf Vogelpirsch spezialisiert, er hat mir heute vorausgesagt, dass große Kranichgruppen auf mich warten würden.  Aber erst einmal wird das erste Paar des Tages so oft fotografiert, dass es Wunder nimmt, dass die Kamera nicht streikt. Und als wüssten die Kraniche um den Paparazzo, öffnen sie ihre Kleider, zeigen sich in einladender, d.h. die Schwingen ausbreitenden Stellung. Man sieht nun die herrlichen Farbschattierungen ihres perlgrauen Gewandes. Als sie dann doch die Geduld mit mir verlieren and abheben, schweben sie trotz ihrer Größe fast geräuschfrei über die Felder.

Immer öfter sieht man jetzt Paare oder Gruppen von drei oder vier Kranichen, dann biegt der klapprige Jeep ab in kahlgeerntete Reisfelder, die von Kanälen durchzogen sind und allüberall von neuem Hafer bepflanzt sind. Dazwischen haben die Bauern Haferkorn ausgestreut, den Kranichen die nötige Nahrung zu verschaffen, da sie andernfalls einfach die frischen Setzlinge aus der Erde klauben würden. Und ich staune nicht schlecht, als ich am Horizont Scharen der majestätischen Kreaturen entdecke, welche in immerwährendem up and down, up and down, die Felder nach essbaren Körnern absuchen.
Im Hintergrund wühlt ein Traktor die Erde auf, Würmer werden freigelegt, die Kraniche kümmern sich nicht um das unangenehme Geräusch des Gefährts. Dieses verlässt nach einer Weile den Acker und wir haben nach längerem Anschleichen die mehr als 25 Kraniche ganz für uns. Hin und wieder kommt Bewegung in die Truppe, wenn andere graue Ungetüme einschweben und sich, ihre endlosen Beine bewegend, einen Landeplatz erobern. Tanz und Geschrei sind Teil des Morgenrituals, inzwischen senkt man Körner pickend immer wieder die Köpfe, erinnert sich zwischendurch den Balzritualen und lässt ab und zu gewaltige Rufe im Dunst des Morgens erklingen.

Der größte Moment aber ist gekommen, als sich die größten flugfähigen Vögel der Erde im wahrsten Sinne des Wortes vom Acker machen. Ein elegantes Einlaufen, langsames Abheben, ein von Rufen begleitetes Abflugmanöver von einer unglaublichen Eleganz. Zurückgeblieben ist nur noch ein einziges Paar. Und somit klettern wir wieder über die rutschige, von Bauern gelegte Brücke und wandern zurück zum Jeep. Zum Morgenkaffee stellt sich ein Nilgai als Schatten vor den Horizont, drei Kraniche tun es ihm nach. Nur das heiße Getränk ist der Beweis dafür, dass man das alles nicht geträumt hat…

Die nächste Reise zu den Saruskranichen, Tigerreservaten, Leoparden und zwei spektakulären Viehmessen bietet der REISEDIWAN an vom 09. bis 29.11.2023. Es gibt noch zwei freie Plätze, gerne schicken wir Ihnen das ausführliche Programm.

Die Naturreisen durch Indien sind auch als Privatreise buchbar, sprechen Sie uns gerne an.

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