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Wunderland Indien, Teil III, Udaygiri und Bhimbetka

Kurz hinter dem weltberühmten buddhistischen Klosterkomplex von Sanchi trifft man auf ein merkwürdiges Stück Indien. Eine Sandsteinsäule berichtet davon, dass ein Grieche Namens Heliodorus sich als Vishunbekenner zu erkennen gibt. Überbleibsel des Intermezzos Alexanders in Indien. Die Griechen gaben mit der Ghandara-Kunst einen großen Impuls an die Inder, welche noch bei Sanchi auf die Steinmetze aus Iran angewiesen waren.

Der große Stupa von Sanchi

Der große Stupa von Sanchi

In Zentralindien bilden die Höhlen von Udaygiri, 4 Kilometer von der Heliodorussäule entfernt, einen interessanten Brückenschlag zur eigenständigen Kunst der Guptaepoche (4tes- 5tes Jahrhundert). In die Felswände sind faszinierende Legenden eingeschlagen, noch aber gibt es keine freistehenden Tempel. Vishnu als Eber, die Erdgöttin auf seinen Schultern aus dem Ursumpf rettend, in welche die Dämonen und Nagas die Erde zu ziehen drohten, ist ein beliebtes Motiv der Vishnuiten, hier aber ist es besonders prächtig.

Vishnun asl Eber, Udaygiri Caves

Vishnun asl Eber, Udaygiri Caves

In einer kleinen Höhle stossen wir auf eine merkwürdige Gestalt, auf großer, altarähnlicher Yoni, welche aus dem Felsen herausgeschlagen wurde, findet sich nicht der überall übliche Phallus oder Lingam des Gottes Shiva, sondern eine Steinsäule mit Gesicht. Ein sogenannter Mukhalinga. Hier wird deutlich, dass den einfachen Menschen die abstrakte Phallusverehrung nicht mehr reicht, sie rufen nach einer sichtbaren Gottheit und die Priesterschaft scheint ihnen entgegenzukommen. Eine hochinteressante Zwischenstufe, bevor man den Gott in Vollkörperlichkeit darstellt. Ein Phallus mit dem naiven Gesicht Shivas, eine unglaublich ansprechende Gestalt aus der frühindischen Kunst. Den Westen mag es abschrecken, solche Phallusverehrung im Alltag zu sehen, aber wir haben uns in genau der gleichen Weise verhalten wie die Inder. Unsere Phallussymbole sind allerdings nicht mehr auszumachen, sie sind aufgegangen in die Marktkreuze, sind sozusagen getauft worden, aber standen in Urzeiten in der Landschaft als leuchtende Symbole der Schöpfungskraft und des Wissens um die Notwendigkeit der Fortpflanzung. In Kajuraho weren wir dann einen Viergesichter-Phallus besuchen, inmitten der erotischen Tempel dort aber wirklich keine Besonderheit…

Der Gesichterphallus, Shiva verlässt die reine Symbolik

Der Gesichterphallus, Shiva verlässt die reine Symbolik

Kunst scheint in dieser wenig besuchten Region Indiens aber immer schon eine große Rolle gespielt zu haben. 50 Kilometer von Bhopal entfernt liegt ein weiteres Weltkulturerbe, die Höhlen von Bhimbetka. Auf sechs Kilometer finden wir Felsmalereien, welche zum Teil auf ein Alter von ca. 20000 Jahre zurückgehen, und bis um das Jahr 1000 immer wieder ergänzt worden sind. Seit 1997 kenne ich diese Bilder, damals waren sie noch nicht auf der touristischen Landkarte. Dafür aber eine der ersten großen Felsbildansammlungen, welche ich kennen lernen durfte. Sie sind sicher weniger bekannt als die Höhlenmalereien von Altamira in Spanien oder von Lascaux. Sie sind aber in dieser wirlde und fast unberührten Umgebung genaus so spannend, wie die endlosen Galerien in der nordafrikanischen Sahara und wesentlich einfacher zu erreichen. Nach nur etwas über eienr Stunde Fahrzeit stehen wir in einem kleinen Waldgebiet, welches durch gewaltige Felsen untermalt wird. Rock Art rocks, nach wenigen Augenblicken hat man sich daran gewöhnt, auf den überhängenden Felsen aufregende Entdeckungen zu machen.

Übermaltes Motiv, Felsenmalerei von Bhimbetka

Übermaltes Motiv, Felsenmalerei von Bhimbetka

Hunderte von Stierbildern, naiven Jägern, Elefanten, Leoparden und extra für Erik von Däniken auch ein Astronaut, man staunt auf den Knien liegend über die unpraktischen Leinwände der Vergangenheit. Und merkt wieder einmal, dass es noch ewig dauern wird, bis man mindestens alle Wunder Indiens wenigstens einmal gesehen hat…

Arche Noah der Steinzeitkünstler

Arche Noah der Steinzeitkünstler

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