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Gebogene Steine – Unfassbare Kunst für den Inka

Hoch über der herrlichen Stadt Cusco  liegt eine unglaubliche Festungsanlage, gefertigt aus von Menschen eigentlich gar nicht zu bewältigenden Steinen. Der Kopf des Jaguar thront über dem Nabel der Welt, die Mauern bzw. die Form der Stadt Cusco war der Jaguarleib, die mit drei Mauerringen ausgestattete Kultstädte von Sacsayuaman war eben in der Form des Kopfes dieses heiligen Tieres angelegt. Man steht und staunt und kann es nicht fassen, irgendwie sieht alles aus wie eine archaische Festung auf dem Pelepones oder eine frühgeschichtlichen Burg auf Irland. Dabei soll Sacsayuaman gerade mal ca. 700 Jahre alt sein und von dem Volk der Quetchua für den Inka errichtet worden sein. Der erste Mauerring ist neun Meter hoch, der zweite sechs, der dritte immerhin noch drei Meter, die Wirkung ist gewaltig. Hier stießen die Spanier auf blutigen Widerstand, Pizzaros Bruder ist vor diesen Mauern umgekommen. Ich nutze die Stelle immer, um aus dem kleinen Werk von Jakob Wassermann vorzulesen,  „Das Gold von Caxamalca“ geht hier tief unter die Haut.

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Weniger bekannt ist die Kultstätte von Ollantaytambo, im heiligen Tal des Inka gelegen und dieses Tal gegen Norden schützend. Ob hier wie angedeutet wirklich die Herzen der Inka bestattet wurden, Beweise gibt es keine. Aber der hoch oben gelegene Thron, der einen Blick auf Berge und Täler freigibt ist eine unglaublich gut gewählte Stelle. Wieder diese Zyklopenmauern, dazu steile Aufstiege, Terrassen und Treppen. Der Steinbruch der gigantischen Blöcke liegt in neun Kilometer Entfernung auf der anderen Talseite, unglaublich, dass man die logistischen Probleme zu lösen wusste. Das unter der Inkaanlage gelegene Dorf ist eine der letzten intakten Dörfer einer vergangenen Zeit, Adobehäuser, alte Inkagassen, ein kleines Cusco.

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Machu Picchu (sprich Matschu Piktschu!) ist natürlich der Traum eines jeden Reisenden, auch wenn man nicht den Inkapfad nimmt, der einen in drei Tagen zum Sonnentor hoch über der Stadt führt, sondern sich für den Zug entscheidet. Nein, nicht für den Luxuszug Hiram Bingham, sondern für den Vistadome der peruanischen Staatsbahn, denn nur aus seinem Dachfenstern bietet sich das einmalige Panorama schneebedeckter Fünf- bis Sechstausender. Anfangs geht die Strecke durch fruchtbare Täler, dann folgt die Bahn dem schmalen Lauf entlang des wilden Urubamba und je näher man Aqua Calientes kommt, je dichter wir der wunderbare Urwald mit seinen überall hoch in den Bäumen leuchtenden Lobelien. Die Anfahrt selbst ist ein unvergleichliches Erlebnis, keine Straße führt hierher, es gibt keinen anderen Weg als zu Fuß oder mit dem Zug.

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Obwohl man das Gefühl hat, auf Machu Picchu höher zu stehen als in Cusco, liegt die alte geheimnisvolle Inkastadt in Wirklichkeit 1000 Meter tiefer. Trotzdem ist der Anstieg anstrengend, die endlosen Treppen oder gar der Aufstieg hoch über der Stadt nehmen einem die Luft. Aber der Anblick dieser sagenhaften Stadt entschädigt für jede Strapaze.

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Es gibt dutzende Theorien über Sinn oder Unsinn dieser Anlage. War Machu Picchu Zentrum eines Sonnenkultes und eventuell Wohnort der Sonnenjungfrauen? War es eine Fluchtburg, erst erbaut, als die Spanier Cusco bereits erobert hatten? Wenn man sich ein bisschen umschaut und versucht, die Sagen und Erzählungen mit dem hier baulich Dargebotenen zu vergleichen, kommt man nicht umhin, festzustellen, dass hier offensichtlich die ursprüngliche Herkunftslegende des Inka einen nachvollziehbaren und sichtbaren Mittelpunkt bekam. Unterhalb des Sonnentempels, einem pyramidenartigen Nemeton, einem Heiligtum also unter freiem Himmel, liegt ein unglaublich eindrucksvoller Platz. An diesem befindet sich eine Art Thronraum mit steinerner Bank, die aber für Normalsterbliche viel zu hoch ist. Haben hier die Inkamumien gesessen bei der Inthronisation eines neuen Inka? Neben diesem Bau befindet sich ein Haus mit drei Fenster. Und wenn man weiß, wie die Quetschua die Herkunft der ersten Inka in Peru beschreiben, dann ist man geneigt, einzusehen, dass die versteckte und geheimnisvolle Stadt nicht weniger und nicht mehr war als die hier in totaler Einsamkeit und Abgeschiedenheit errichtete Geburtszelle des Inkastaates:

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Aus einer Höhle kamen sie, aus den mittleren drei Fenstern. In alter Zeit kamen aus jenem Fenster vier Männer und vier Frauen, die sich Geschwister nannten…Der Sonnengott stieg auf die erde nieder, zog Manco Capac eine goldene Rüstung an und gab ihm einen goldenen Stab. Dann sprach er zu ihm: Du und deine Brüder, ihr seid meine Söhne. Geht hin und macht euch alle Stämme untertan!

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